Weiden und Akupunktur - ein Vergleich

V. i. S. d. P.:
Dr. med. Thomas Braun B. AC.
Mitglied der Arbeitsgruppe Lehre und Weiterbildung des Akupunktur Weltverbandes WFAS
Moderator des ärztliche Qualitätszirkels Oberpfalz Nord

Tel.: 09976/1206
D-92444 Rötz, Praxisklinik
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Weiden und Akupunktur
(Weiden und Akupunktur - ein Vergleich)
 

Inhalt:
Historische Nutzung der Weidenrinde zur Behandlung
Volksmedizin im Mittelalter, Schmerz- und Fieberbehandlung
Wissenschaftliche Entdeckung (18.–19. Jh.)
Traditionelle Chinesische Medizin
Akupunkturpunkte mit ähnlicher Wirkung wie Salicin aus Weiden
Anhang (Ohrensausen)

Ärztliche Behandlung bei Schmerz, Fieber und Entzündung

Hilfe bei rheumatischen Beschwerden. Wie hieß die Devise der Rheumatologen noch vor wenigen Jahrzehnten? Aspirin bis zum Ohrensausen? Das Ohrensausen entsteht übrigens durch eine direkte Wirkung von Salicylaten auf das Innenohr und das zentrale Nervensystem, insbesondere auf die Hörbahn. (Siehe auch Anhang)

Die Nutzung von Weidenrinde als Schmerzmittel reicht ebenso tausende Jahre zurück wie die Anwendung der Akupunktur. Beide sind ein faszinierendes Beispiel für frühe Naturheilkunde.

Historische Nutzung der Weidenrinde

Altertum: Sumerer und Ägypter (ca. 3000–1500 v. Chr.)

Schon diese frühen Hochkulturen nutzten Aufgüsse aus Weidenrinde zur Behandlung von Schmerzen und Fieber, auch wenn sie die chemischen Zusammenhänge natürlich nicht kannten.

Hippokrates (ca. 400 v. Chr.)

Der berühmte griechische Arzt empfahl die Verwendung von Weidenblättern oder -rinde gegen Fieber und Schmerzen. Er gilt als einer der ersten, der die Wirkung bewußt dokumentierte. „Kaue Weidenrinde gegen Schmerzen“ – so oder ähnlich lautete der ärztliche Rat.

Volksmedizin im Mittelalter

In der mittelalterlichen Kräuterheilkunde (z. B. Hildegard von Bingen) wurde Weidenrinde als fiebersenkendes und schmerzstillendes Mittel eingesetzt. Sie galt als pflanzliche Alternative zu anderen schweißtreibenden oder entzündungshemmenden Mitteln.

Im Altertum und Mittelalter wurden keine reinen chemischen Einzelstoffe aus der Weidenrinde extrahiert, wie man es heute in der modernen Pharmazie macht. Stattdessen nutzte man wässrige Auszüge (z. B. Tees, Aufgüsse, Tinkturen), die ein Gemisch mehrerer pflanzlicher Wirkstoffe enthielten. Trotzdem kann man heute rückblickend sagen, welche Substanzen darin enthalten waren, auch wenn man sie damals nicht isoliert oder benannt hatte:

  • Salicin
    Das wichtigste und bekannteste Glykosid der Weidenrinde.
    Wird im Körper zu Saligenin und dann zu Salicylsäure umgewandelt – die schmerzstillende, fiebersenkende Wirkung beruht hauptsächlich auf diesem Stoff.
    War im Altertum/Mittelalter nicht isoliert bekannt, aber im Tee/Aufguß enthalten.
  • Weitere Salicyl-Glykoside: Salicortin, Fragilin, Tremulacin, Populin – Verwandte des Salicins, ebenfalls wirksam gegen Entzündungen.
  • Gerbstoffe (Tannine): Adstringierend, entzündungshemmend, leicht antimikrobiell.
  • Flavonoide: Z. B. Quercetin, Rutin. Antioxidativ und entzündungshemmend.
  • Phenolcarbonsäuren: Kleine Mengen von Salicylsäure direkt, daneben auch Zimtsäure-Derivate.

Was wurde also im Mittelalter tatsächlich extrahiert?

Mit Aufguss oder Absud (Kochen in Wasser) wurden folgende Stoffgruppen aus der Rinde gelöst:

  • Salicin → wirkt gegen Schmerzen, Fieber
  • Gerbstoffe → helfen bei Entzündungen, Durchfall, Wundbehandlung
  • Flavonoide → schwach entzündungshemmend
  • Aromatische Bitterstoffe → allgemeine Stärkung, Appetitanregung

Wissenschaftliche Entdeckung (18.–19. Jh.)

  • 1763: Edward Stone berichtete über die fiebersenkende Wirkung von Weidenrinde.
  • 1828: Johann Andreas Buchner isolierte Salicin.
  • 1838–1839: Umwandlung in Salicylsäure gelang.

Vom Naturstoff zum Medikament

1897: Felix Hoffmann entwickelte Acetylsalicylsäure (ASS) bei Bayer – später als Aspirin patentiert.

Traditionelle Chinesische Medizin

In der TCM spielen Weiden ebenfalls eine heilkundliche Rolle.

Chinesische Bezeichnung

  • Weidenbaum: 梓树 (liu shù)
  • Weidenzweige: 梓枽 (liu zhi)
  • Weidenrinde: 梓皮 (liu pí)

Verwendete Pflanzenteile

  • Zweige und Zweigspitzen (liu zhi)
  • Rinde (liu pí)
  • Blätter (seltener)
  • Knospen (gelegentlich)

Wirkungen laut TCM

  • Wind- und Feuchtigkeit ausleitend
  • Hitze klärend
  • Entgiftend (toxische Hitze ausleitend)

Physiologische Mechanismen

Westliche Kräuterheilkunde – moderne Interpretation

Wirkung basiert auf Salicin → Salicylsäure → Hemmung der Prostaglandinsynthese durch COX-Inhibition.

Salicylsäure hemmt COX-1 und COX-2 → weniger Prostaglandine → weniger Schmerz, Fieber, Entzündung.

TCM – moderne integrative Medizin

Traditionell energetisch beschrieben. Moderne Studien zeigen:

  • Leichte COX-Hemmung durch Salicin
  • Entzündungshemmung durch Flavonoide
  • Antimikrobielle Effekte durch Gerbstoffe

Akupunkturpunkte mit ähnlicher Wirkung wie Salicin

Salicin wirkt:

  • Analgetisch (schmerzlindernd)
  • Antipyretisch (fiebersenkend)
  • Antiphlogistisch (entzündungshemmend)

TCM-Konzepte: „Wind-Hitze ausleiten“, „Qi-Stagnation auflösen“, „Schmerz durch blockiertes Qi/Xue beseitigen“

Wichtige Akupunkturpunkte

  • LI4 (Hegu): Schmerzlindernd, bei Fieber, Erkältung
  • LI11 (Quchi): Klärt Hitze, bei Entzündung, Infektion
  • ST36 (Zusanli): Stärkt Immunsystem, mildert Entzündung
  • GB20 (Fengchi): Vertreibt Wind, hilft bei Fieber, Kopfschmerz

LI4 + LI11: Klassische Kombination bei akuten Schmerzen, Fieber, Entzündung - also genau das, wofür Salicin und Weidenrinde eingesetzt werden.



Anhang: Ohrensausen Zentrale Reizung im auditorischen System: Salicylate (z. B. Salicylsäure oder ASS) beeinflussen die Aktivität von Neuronen im Hörzentrum des Gehirns. Sie erhöhen die spontane neuronale Aktivität im auditorischen Kortex (primäre Hörrinde). Dies führt zu einer falschen Geräuschwahrnehmung - also einem subjektiven Tinnitus.

Einfluß auf das Innenohr (Cochlea): Salicylate beeinflussen die Haarzellen in der Cochlea (besonders äußere Haarzellen). Sie stören die Funktion der Kaliumkanäle und beeinträchtigen die Elektromechanik der Hörzellen, was die Verstärkerfunktion des Innenohrs verändert. Dadurch kommt es zu einer veränderten afferenten Signalleitung, was das Ohrensausen verstärkt.

Die Nebenwirkung tritt in der Regel erst bei hohen Dosen auf (z. B. 3-6 g ASS/Tag), wie sie früher bei rheumatischen Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis) üblich waren. Heutzutage werden solche Dosen kaum noch verordnet, weshalb diese Nebenwirkung seltener geworden ist.


Weitere Informationen zu TCM/Akupunktur/Moxibustion
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